Karin Bayer | Projekte | Bibliothek Folkwang Hochschule
Projekt

Bibliothek Folkwang Hochschule

Bauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW

Ort: Essen

Jahr: 2006

Leistungphase: Begrenzter Wettbewerb nach Auswahlverfahren

Realisierungswettbewerb Neubau Bibliothek Folkwang Hochschule

Idee

„Alles ist Bewegung , Bewegung ist alles“

Die Folkwang Hochschule für Musik, Tanz und Theater ist als kreative und innovative Ausbildungsstätte ein kulturelles Markenzeichen, dessen Bekanntheitsgrad über nationale Grenzen hinausgeht.

Ihr Hauptsitz, die ehemalige Abtei St. Ludgerus in Essen-Werden, bietet ein besonderes und weiträumiges Ambiente für die Folkwang Hochschule.

Die ehemalige Abtei St. Ludgerus blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, zeitweilig wurde sie auch als Zuchthaus genutzt und seit 60 Jahren beherbergt sie die Folkwang Hochschule. Von aussen betrachtet, ist es nicht spürbar, dass es sich hier um eine Hochschule für Musik, Tanz und Theater handelt und noch dazu um die bekannte Folkwang Hochschule. Mit dem Neubau einer Bibliothek mit Schwerpunkt Musik, Tanz und Theater auf diesem Gelände bietet sich die Chance, ein Wahrzeichen für die Folkwang Hochschule zu setzen, wodurch ihr ideologische Hintergrund transportiert wird.

Das Signifikante ist, im Unterschied auch zu anderen Fakultäten, das alles mit Bewegung zu tun hat.

Die Geisteshaltung der Folkwang Hochschule ist innovativ, progressiv und experimentell.

Das Signifikante des Entwurfs ist eine verschobene und bewegte Hülle, die sich zum„cour d ́honneur“ öffnet. Diese Hülle umgibt die Bibliothek, wie etwa ein Buchumschlag ein Buch schützt.

Die neue Bibliothek soll zum Signifikant öffentlicher Identität werden.

Städtebauliches Konzept
Der Bibliotheksneubau positioniert sich am „cour d ́honneur“ als Solitär, ohne historische Strukturen aufzugreifenden und ohne den Platz selbst zu besetzen. Der Platz wird durch eine Skulptur gefasst und ergänzt. Der Inselcharakter der Klosteranlage wird verstärkt, ohne ganz abzuriegeln. Das Gebäude gibt sich zum Straßenraum geschlossen und erweckt Neugierde. Zum „cour d ́honneur“ hin öffnet sich das Gebäude und lässt dessen Atmosphäre in sich einströmen.
Ebenso kann durch die Erdgeschoßebene ein Austausch von Gebäude und Platz, der als Kommunikations- und Aktionsraum genutzt wird, erfolgen, da die Bibliothek über ein großzügiges Foyer zum Platz hin erschlossen wird.
Um den Platz als Kommunikations- und Aktionsraum zu nutzen, werden die Stellplätze anderweitignachgewiesen.
Die Bibliothek wird über ihre Grundfunktion – Archivieren, Verwalten, Lesen – hinaus, zum kommunikativen Herzstück der Folkwang Hochschule.
Auf Straßenniveau ist ein zusätzlicher Nebeneingang für die Büros der Musikwissenschaftler,der unabhängig ist von Öffnungszeiten und ebenso für Anlieferungszwecke dient.

Organisation
Die verschiedenen Funktionen der Bibliothek erstrecken sich über vier Geschoße.
Diese werden durch einen Erschließungskern in zwei Bereiche unterteilt:
– zur Straße introvertiert und konzentriert
– zum Platz ausgerichtet offen und transparent
Die Erdgeschoßebene auf Platzniveau dient als Kommunikationsebene. Hier sind an einem großzügigen Foyer zwei Seminarräume im introvertierten Bereich angelagert.

Realisierungswettbewerb Neubau Bibliothek Folkwang Hochschule
Diese Ebene kann über Lehrveranstaltungen hinaus für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden auch mit Einbeziehung des Platzes. Die Einrichtung einer kleinen Küche im Erschließungskern ermöglicht vielfältige Nutzungen, wie temporäre Bewirtung bei Veranstaltungen oder permanente Möglichkeit für Studenten einen kommunikativen Treffpunkt zu schaffen.
Von dem Foyer aus werden die anderen Bereiche erschlossen.

Im ersten und zweiten Obergeschoß ist die Bibliothek untergebracht. Der Bibliotheksbereich mit Büchern liegt im introvertierten Bereich zwischen Erschließungskern und Straße, da diese keine direkte Sonneneinstrahlung vertragen, auf den zwei Ebenen verteilt. Zum Platz orientiert sind im ersten Obergeschoß der Empfang mit dem Medienbereich und zwei Arbeitsplätze der Biliothekaren, im zweiten Obergeschoß der Lesesaal und ein weiterer Arbeitsplatz für Bibliothekare.

Das Untergeschoß liegt auf Straßenniveau. Die Büros der Musikwissenschaftler sind zur Straßenseite orientiert. Das Archiv sowie die Nebenräume liegen unter dem Platzniveau.

Material
Auch die Fassade transportiert die Idee „Alles ist Bewegung, Bewegung ist alles“.

Die Bibliothek ist von einer orangefarbigen Hülle umgeben, die sich zum Platz öffnet. Im Gebäude wird die Atmosphäre des Platzes aufgenommen, die andere Umgebung wird gefiltert durch die Hülle. Diese schützt auch den Buchbestand vor direkt einfallendem Sonnenlicht.

Die Hülle besteht aus einer zweischichtige Fassade mit verschiedenen Materialien, unterschiedlicher Öffnungsgrade und unterschiedlicher Farbnuancen:
– transparent klar – Glas
– transparent / transluzent farbig – farbiges Glas
– deckend farbig – farbig eloxiertes Aluminiumblech

Die Öffnungsflügel liegen in den tiefen Leibungen.

Die unterschiedlichen Materialien reagieren mit einander und mit dem Inneren des Gebäudes.Es entstehen interessante Überlagerungen, die im Inneren und auch von Außen wahrnehmbar sind.

Bei Nacht inszeniert es sich durch eine entsprechende Beleuchtung und wird zur Choreographie