Karin Bayer | Projekte | Landschaftsraum
Projekt

Dortmunder U – Gestaltung der Vorplätze

Bauherr: Stadt Dortmund

Ort: Dortmund

Jahr: 2008

Leistungphase: Begrenzter Realisierungswettbewerb nach Auswahlverfahren

„Dortmunder U“ I Gestaltung der Vorplätze

Zwischen Gestern und Morgen

Das an die historische Stadtmauer angrenzende, stadtauswärts führende Gebiet am Westtor steht für die Phase der Industrialisierung Dortmunds. Der „Dortmunder Dreiklang“ -Kohle, Stahl und Bier – prägte dieses Gebiet nachhaltig und ist teilweise heute noch präsent.
Vor allem das Bier hat Dortmund weltweit bekannt gemacht. Das Dortmunder U ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden.
Mit der Auslagerung der Dortmunder Union-Brauerei 1994 entsteht hier Raum für eine neue, zukunftsorientierte Zentrum für Kunst, Kreativität und Wirtschaft, mit dem Potential ein international beachteter Standort zu werden.
Die zwei Vorplätze des Dortmunder U stehen im Spannungsfeld dieser Entwicklung zwischen prägender Vergangenheit und innovativer Zukunft.
Sudkessel, als markantes Element der Bierproduktion, kommunizieren die Geschichte des Ortes und als verbindendes Objekt auf den zwei Vorplätzen verwendet, stellen sie unterschiedlich interpretiert das Spannungsfeld von Vergangenheit und Zukunft dar.
Am südlichen Vorplatz symbolisiert das Element der Sudkessel den Standort der ehemaligen Produktionsstätte der Dortmunder Union-Brauerei, wogegen auf dem nördliche Vorplatz das Element der Sudkessel die zukunftsorientierte und innovative Nutzung des Dortmunder U und des ganzen Areals als Zentrum für Kunst, Kreativität und Wirtschaft charakterisiert.

Statisch – Dynamisch
Um die beiden, entstehenden Vorplätze des „Dortmunder U“ voneinander zu differenzieren, erhalten sie unterschiedliche, städtebauliche Charaktere und Funktionen, die sich konstrastieren und dennoch ergänzen.
Der südliche Vorplatz wird zum statischen Pol und der nördliche zum dynamischen.
Am südlichen Platz entsteht eine ruhige, grüne Insel vor dem Verwaltungsgebäude, die zum Erholen und Verweilen einlädt. Ein leichter Niveauunterschied zum Königswall hin hebt den Erholungsraum von dem angrenzenden Straßenverkehr ab.
Er bildet ein Pendant zu dem erhöhten Platz am Auerbacherkeller hinter dem Verwaltungsgebäude.
Ein großzügiges Entrée zum kulturell genutzten U-Turm bildet der nördliche Platz , der sich wie ein „Roter Teppich“ über die Brinkhoffstraße bis hin zu Königswall zieht. Vier breite Bahnen im Bodenbelag aus Cortenstahl bilden diesen „Roten Teppich“. Ein multifunktionaller Raum für Aktionen, Experimente und Kommunikation entsteht.
Das Grundstück der Emschergenossenschaft / Lippeverband erhält einen Neubau, der die großzügigere Anbindung des U-Turms und des gesamten, neu entstehenden Areals an die Innenstadt und zum Bahnhof gewährleistet, und somit dessen Bedeutung stärkt.
Diese größzügige Anbindung läuft durch den U-Turm und setzt sich dahinter in einer grünen Achse fort.

Sudkessel
Auf den beiden Vorplätzen wird das Element der Sudkessel in unterschiedlicher Weise interpretiert. Sie nehmen Bezug auf die Entwicklung des Gebiets und geben den Orten einmalige Charaktere.
Auf dem südlichen, grünen Carée wird das Element der Sudkessel zum landschaftlichen Objekt

„Dortmunder U“ I Gestaltung der Vorplätze
verarbeitet, das an die Brauereigeschichte des Ortes erinnert.
Die grundlegenden Bierzutaten Hopfen und Wasser werden hier aufgegriffen. Rankgerüste aus Cortenstahl in Form von Sudkessel werden mit Hopfen bewachsen und positionieren sich auf der Grünzone. Sie bilden begehbare, grüne Zimmer, die mit Sitzmöglichkeiten am Rande ausgestattet sind. In der Mitte befindet sich ein Wasserbecken, das den Zusammenhang zu Brauwasser assoziiert. Es entsteht ein meditativer Rückzugsraum in mitten der Stadt.
Am dem nördliche Entrée des U-Turms wird das Element der Sudkessel zur interaktiven Lichtskulptur, die die neue künstlerische, zukunftsorientierte Nutzungsstruktur des Ortes zum Ausdruck bringt. Als öffentlicher Raum des 21. Jhd. nutzt er die Möglichkeiten der Informationstechnologie zur Kommunikation. So wird der Vorplatz selbst zum Experiment und macht „Lust auf das Innere“.
Die Lichtobjekte sind aus schlagzähem, farbigem Kunststoff. Sie werden sie von Innen beleuchtet und als Projektionsfläche benutzt. Der Besucher kann direkt vor Ort über einen Touchscreen oder über eine Website des Platzes Farbintensität und individuelle Projektionen steuern. Diese Medium erlaubt den unmittelbaren und privaten Eingriff in die Gestaltung des öffentlichen Raums. Eine weit über den Standort reichende Kommunikation wird ermöglicht und gibt dem Bekanntheitsgrad des U-Turms einen neuen, globalen Impuls.
Die niedrige Dimension der Sudkessel erlauben sie als Sitzgelegenheit zu nutzen. Sie bilden auf dem Platz Orte zum Verweilen im Sinne einer Outdoor Lounge.
Die Lichtobjekte positionieren sich auf dem Platz bis über die Brinkhoffstraße.

Rheinische Straße
Das Bodenpflaster auf den Vorplätzen zieht sich bis zur Rheinischen Straße weiter Stadt auswärts.
Die historische Bedeutung dieses Stadtgebietes als expandierender Standort der Stahlindustrie -neben der Bierindustrie- wird über die Verwendung von rötlich schimmerndem, vorbehandeltem Cortenstahl hergestellt.
Schmale Cortenstahlstreifen durchziehen das Pflaster sowohl auf der Rheinischen Straße wie auch auf den Vorplätzen.
Den Straßen begleitenden Baumreihen werden markante Lichtstelen aus Cortenstahl hinzugefügt.

Licht
Der südliche Vorplatz erhält am Abend eine ruhige, konstante Beleuchtung. Die Vegetation und die mit Hopfen bewachsenen Pavillons werden indirekt beleuchtet. Es entsteht eine lauschige Gartenatmosphäre, ein Ort, an den man sich gerne ungestört zurückzieht.
Im Gegensatz dazu ist der nördliche Vorplatz der Platz zum Sehen und Gesehen werden. Die Lichtobjekte setzen den Platz in Szene und beleben ihn.
Durch den interaktiven Zugriff sind sie variabel, verändern ihre Farbintensität, Projektionen und gesteuerte Lichtinszenierung sind möglich. Sie werden von innen durch LED-Matrixleuchten illuminiert. Bei Veranstaltungen können sie dem Programm angepasst werden oder auch homogen leuchten.
Es entsteht eine lebendige Eventatmosphäre, die die abendliche Nutzung des U-Turms unterstützt, ein Ort der Nachtschwärmer anlockt.
Für die funktionale Ausleuchtung der Vorplätze sorgen Lichtstelen, die sich unauffällig in die
Baumreihen integrieren, ohne mit den anderen Lichtinszenierungen in Konkurrenz zu treten.