Karin Bayer | Projekte | Neugestaltung des Spielbudenplatzes
Projekt

Neugestaltung des Spielbudenplatzes

Bauherr: Freie und Hansestadt Hamburg

Ort: Hamburg

Jahr: 2004

Leistungphase: Wettbewerb

TAG – NACHT

Prägend für St. Pauli und den Spielbudenplatz ist die Ambivalenz von Tag- und Nachtleben. Das Erscheinungsbild des Stadtraumes verändert sich dadurch sehr stark.

Tagsüber prägt die dort lebende und arbeitende Bevölkerungsschicht das Viertel. Bei Nacht bietet es vielfältige Vergnügungen die vor allem viele Fremde anziehen. Die Leuchtreklamen und Lichtspektakel, die das Nachtleben mit sich bringen, verändern den Stadtraum erheblich, was sich auch in dem Begriff Rotlicht-viertel wieder spiegelt.

Dieses Spannungsverhältnis, in dem der Platz steht, greift der Entwurf auf und gibt dem Platz ein Tag- und ein Nachtgesicht, das sich über den künstlerischen Einsatz von Licht definiert.

Der Spielbudenplatz, der in seiner geschichtlichen Tradition als Ort für Schaudarstellungen aller Art steht, wird an den Kopfenden räumlich von skulpturalen Scheiben gefasst.

Wie Zirkusartisten wirken sie und heben den Spielbudenplatz, der durch Straßen und Verkehr zu einer Restfläche geschrumpft ist, zu einer Bühne hervor, die sie bei Tag stumm begleiten, bei Nacht selbst zu Akteuren werden und miteinander in Dialog treten.

Die skulpturale Scheiben, die den Platz fassen, werden bei Nacht zu dynamischen Lichtskulpturen. Eine illuminierte Choreographie aus Projektionen, changierenden Farbverläufen und Lichtspielen lässt den Platz somit zu einer nächtlichen Bühne werden, die sich ständig verändert.

Mit veranstaltungsbezogenen Lichtinszenierungen können diese illuminierten Scheiben ähnlich einer Bühnenbeleuchtung jedes Event individuell unterstützen.

Bei Tagesanbruch werden die dynamisch illuminierten Nachtskulpturen immer ruhiger, bis sie in einer Position verharren und als materielle Scheiben den Platzraum definieren, bis sie bei Dämmerungssehen sich langsam anfangen zu bewegen.

Bei Tag ergeben ich durch Lichteinfall auf die transluzenten, farbigen Scheiben Lichtspiele anderer Art, die viel subtiler sind und von den jeweiligen Wetterverhältnissen abhängig sind. Bei Sonneneinstrahlung entstehen farbige Schatten auf dem Boden.

Die traditionelle Nutzung des Platzes wird neu interpretiert, und somit zu einer modernen multifunktionalen Veranstaltungsfläche.

Struktur

Die Längsstruktur des Platzes wird unterstützt, erinnernd an die 250m langen Reepbahnen, an denen die Seile früher gedreht wurden.

Funktionen

In Bahnen, die längs über den Platz laufen, sind jeweils Strom- und Wasseranschlüsse integriert, so wie Anschlusspunkte für eine temporäre Überdachungskonstruktion. Der Spielbudenplatz erhält dadurch eine flexible Grundstruktur, die völlig unterschiedliche Nutzungen zulässt.

Somit kann der Platz partiell oder auch ganz überdacht werden, um Veranstaltungen wetterunabhängiger zu machen.

Die Tiefgaragenein- und ausfahrten integrieren sich unauffällig zwischen zwei Scheiben und erhalten eine Überdachung aus Glas.

Nutzungen

Alle Arten von Veranstaltungen können hier stattfinden, Musikveranstaltungen, Festivals, Theater, Filmtage, Jahrmärkte, Wochenmärkte, Stadtteilfeste etc.

Der Entwurf bietet vielfältige Variationsmöglichkeiten und Anregungen, um diese umzusetzen. Die skulpturalen Scheiben können als Bühnenhintergrund genutzt werden, die Bühne kann überdacht werden, zwei gegenüberliegende Bühnen, Teilüberdachung etc.

Materialien
Bodenbelag |helles und dunkles Pflaster
Scheiben | transluzentes, farbiges Glas mit innen liegender Beleuchtung
Bahnen | Glas beinhalten Strom- und Wasseranschlüsse, Fußpunkte zur Einfügung einer Konstruktion für eine Überdachung
Überdachung |  Kunststofffolie
Konstruktion aus Stahlstützen und Seilen Zirkuszelt

Realisierungsabschnitte
Die temporär genutzte, flexible Überdachung kann u einen späteren Zeitpunkt realisiert werden.